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Petition unterschreiben: Bürokratie begrenzen, Saatgutvielfalt erhalten!

Mit der aktuell anstehenden Überarbeitung der EU Pflanzenschutzverordnung könnten sich gravierende Folgen für den Sortenerhalt ergeben.

Um die Arbeit der kleinen und kleinsten Sortenerhalter und -erhalterinnen nicht zu gefährden, fordert der Dachverband Kulturpflanzen- und Nutztiervielfalt e.V. die EU in einer Petition auf, Erhalterinnen und Erhalter, auch wenn sie Webshops nutzen, sofort und vollständig von einer amtlichen Registrierungspflicht gemäß der Pflanzenschutzverordnung EU 2016/2031 auszunehmen.

Vielfaltssorten sind unabdingbar für die Ernährungssouveränität der kommenden Generationen. Die Vielfalt der Kulturpflanzen würde gesellschaftlich entwurzelt, wenn sie europaweit nur von einer handvoll Organisationen, die den immensen bürokratischen Aufwand leisten können, bewahrt würde. Das lokale Engagement vieler Menschen für die Pflege der Sortenvielfalt muss eine gesellschaftliche Bewegung sein und bleiben. Deshalb schließen wir uns der Forderung an.

Unterzeichnen Sie die Petition jetzt! Hier geht’s zur Petition!

Zum Hintergrund (ein Auszug aus der Petition):

„Mit ihrer Pflanzenschutzverordnung will die EU die Ausbreitung von Schadorganismen eindämmen, indem sie es Pflanzenschutzämtern ermöglicht, überall nach Viren, Bakterien, Pilzen oder Insekten zu suchen, auch in Gärten von Vielfalts-Engagierten, die seltenes Pflanzenvermehrungsmaterial über Webshops mit interessierten Menschen teilen. Die EU hat vor einigen Jahren ein ausgeklügeltes Kontrollsystem in Kraft gesetzt. Sie bewertet derzeit ihre Bestimmungen in Bezug auf Webshops neu...

Eine allgemeine Kontrolle von Hobbygärten ist zwar nicht beabsichtigt. Aber ausgerechnet Personen, die die Vielfalt von Kulturpflanzen erhalten und über Webshops Gleichgesinnten anbieten, müssen sich registrieren. Dies dürfte die Mehrheit der ErhalterInnen in den meisten EU-Ländern betreffen. Registrierte Personen und Organisationen müssen eine Reihe Verpflichtungen erfüllen, wie zum Beispiel: EU-Vorschriften kennen, Rückverfolgbarkeit gewährleisten und amtlich angeordnete Vernichtung von Pflanzen mit Schadorganismen durchführen. Sie können auch ein autorisiertes Unternehmen dafür bezahlen. Für einige Pflanzen, die besonders anfällig für bestimmte Schadorganismen sind, darunter Tomaten und Bohnen, müssen für jeden Webshop-Verkauf Pflanzenpässe ausgestellt werden.

Trotz guter Absichten - bessere Pflanzengesundheit - zeichnen sich erhebliche Schäden an der Vielfalt ab. Wegen der geringen Größe der Partien würden zusätzliche Verwaltungskosten den Preis für Vielfaltssaatgut erheblich stärker erhöhen als für kommerzielles Massensaatgut. Eine Kostenerstattung würde das Problem nicht lösen, denn auch dies bedeutet zusätzliche Verwaltung. Eine "leichtere Regulierung", die im Gespräch ist, würde ebenso wenig helfen, da immer noch die Meldpflicht von Vielfalts-Engagierten erforderlich wäre. Vor allem ErhalterInnen ohne Angestellte haben weder die Zeit noch das Geld für solche zusätzliche Verwaltungsarbeit. Sie haben mögliche Schädlinge ohnehin genau im Blick, denn sie möchten keine Pflanze verlieren, von der sie Samen ernten wollen...

Die Vielfalt der Kulturpflanzen würde gesellschaftlich entwurzelt, wenn sie europaweit nur von einer Handvoll Organisationen mit bezahltem Personal bewahrt würde. Das lokale Engagement vieler Menschen für die Pflege der Sortenvielfalt muss eine gesellschaftliche Bewegung sein und bleiben. Es braucht viele Gärten mit vielen Menschen, die das lebendige, lokal angepasste Kulturerbe lieben, pflegen und weiterentwickeln und es der nächsten Generation übergeben. Wer würde sich engagieren, wenn teures Saatgut gekauft und eine amtliche Meldepflicht erfüllt werden müsste? ...

Wer Vielfaltssorten vermehrt, beugt Schädlingen vor, anstatt sie chemisch zu bekämpfen. Die Pflege gesunder Böden, Mischanbau, Fruchtfolgen, und eine Umgebung, die natürlich vorkommende Nützlinge stärkt, trägt dazu bei, die Vitalität und Anpassungsfähigkeit der traditionellen Sorten zu nutzen. Mit ihrer breiten genetischen Basis können Vielfaltssorten Stress bewältigen. Ein gutes Beispiel ist die deutsche Apfelsorte "Edelborsdorfer", die seit 600 Jahren frei von Schorfschäden ist, der wichtigsten Krankheit im europäischen kommerziellen Apfelanbau.

Dass alten Sorten moderne "Resistenzgene" fehlen, ist kaum ein Nachteil. Solche Resistenzgene sind einzelne Gene, die durch Schadorganismen, die sich an sie anpassen, überwunden werden können. Monokulturen geben Schädlingen viel Raum, sich zu vermehren und manchmal neue Varianten zu bilden und zu verbreiten. Auch Vielfaltssorten können dann befallen werden.

Vielfaltssorten erkranken allerdings längst nicht immer, wenn Schaderreger vorhanden sind. Die Vernichtung von gesunden Pflanzen, nur weil Erreger nachweisbar sind, wäre ein schwerer Fehler, wenn die EU-Verordnung wirklich auf eine bessere Pflanzengesundheit abzielt...“