Sächsische Gemüsesorten wiedererwecken

Gemeinsam mit drei Samenbaubetrieben und ehrenamtlichen Samengärtnern bringen wir die Vielfalt lokaler Gemüse wieder in die Gärtnereien und Bioläden.

Nur wenige sächsische Sorten, wie der Salat 'Maikönig' oder die 'Zittauer gelbe Zwiebel', werden aktuell im Gemüsebau genutzt. Dabei gab es einst in Sachsen mehrere Gemüseanbaugebiete mit vielen Gärtnern, die zahlreiche Gemüsesorten züchteten und anbauten.

Blick in die Geschichte

Das bedeutendste Anbaugebiet Sachsens war bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts die Region um Dresden, zwischen Pirna und Meißen. Die Anzahl der hier kultivierten, regionalen Gemüsesorten war groß – zum Beispiel die ‘Dresdner Bündelrettiche', die ‘Dresdner Kastengurke' oder die Melone ‘Köstliche aus Pillnitz'.

Mit der Vereinheitlichung des Anbaus im Zuge der Industrialisierung und Kollektivierung der Landwirtschaft ab den 1950er Jahren verschwanden viele dieser wertvollen Sorten. Manche sächsische Sorte lagerte seit dem in Genbanken, einige wurden von lokalen Samengärtnern schon wieder hervorgeholt und erste Vermehrungen beispielsweise von der Dresdner Plattrunden Zwiebel oder dem Sellerie Dresdner Markt fanden statt.

Um die Vermehrung und Entwicklung dieser und weitere Sorten voran und sie wieder in den Anbau zu bringen, sind wir seit Januar in Sachsen aktiv. Im zunächst zweijährigen Projekt «Mehr Vielfalt und Regionalität beim Bio-Gemüse durch Rekultivierung traditioneller Gemüsesorten» wird eine Wiederzulassung ausgewählter Sorten nach dem Saatgutverkehrsgesetz angestrebt. Perspektivisch sollen diese Sorten anschließend wieder in den Naturkostläden angeboten werden.

Mehr Arbeitskraft für Samenbau

Dafür wurden im Januar 2021 drei Stipendien an Mitarbeiter im Samenbau des Landwirtschaftsbetriebes Johannishöhe in Tharandt, der Saatguterhaltung und Jungpflanzen Albrecht Vetters in Wilschdorf und der Solidarischen Landwirtschaft DeinHof in Radebeul, vergeben. In diesen Gärtnereien wird schon manche alte Sorte vermehrt, neue werden nun dazukommen.

Eine fachliche Projektbegleitung erfolgt durch einen neu etablierten Lenkungskreis, bestehend aus Vertretern regionaler Bio-Gemüsebaubetriebe, dem Bio-Naturkostfachhandel (Verbrauchergemeinschaft Dresden, Vorwerk Podemus) und einem Vertreter der Forschungsgruppe Ökologischer Landbau der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden.

Im ersten Jahr wird es eine Sichtung von rund 25 Gemüsesorten und im weiteren eine Vermehrung geben. Bei manchen Sorten ist von den Betrieben auch schon einige Jahre lang Vorarbeit geleistet worden und es kann bereits in diesem Jahr ein größerer Bestand zur Bewertung und züchterischen Bearbeitung der Sorten angebaut werden.

Für die Durchführung des Projekts eröffnete ProSpecieRara ein eigenes Büro in der Schlossanlage Heynitz im linkselbischen Meißner Land. Die ehemalige Gutsanlage war in den 1930er Jahren ein wichtiges Zentrum der ersten sächsischen Ökolandbau-Bewegung und ist Sitz des Ökolandbau-Museum Schloss Heynitz.

Ulrike Meißner koordiniert hier das Projekt und bemüht sich um den Aufbau eines ehrenamtlichen Erhalternetzwerks. Schaubeete, in dem die alten Gemüsesorten gedeihen werden im Schlosshof neu angelegt. Zukünftig wird hier und in der entstehenden Saatgutwerkstatt das Thema Samenbau erlebbar werden.

Weiterhin sind alte Sorten gesucht!

Nach wie vor wird nach alten Sorten geforscht. Deshalb sind Menschen, die selbst alte sächsische Sorten vermehren, eingeladen sich zu melden. Stehen in Ihrem Garten Gemüsesorten, die vielleicht sogar schon jahrzehntelang in der Familie angebaut werden? Wir freuen uns über Erfahrungen und Hinweise von alten Gärtnerfamilien zu Sorten, die früher in Sachsen im Anbau waren. Rufen Sie uns an oder schreiben Sie uns!

ProSpecieRara Büro Sachsen: Heynitzer Straße 8-10, 01683 Nossen, Tel. 035244 - 498 872, sachsen@prospecierara.de


Berichte aus dem Projektgeschehen:

23.12.2022: Lokale Gemüsesorten in Sachsen

09.09.2022: 'Dresdener Plattrunde' Zwiebel wieder im Verkauf

06.07.2022: Feldbegehung und Verkostung: So unterschiedlich kann Knoblauch schmecken!

05.04.2022: Ein Fazit des ersten Projektjahres

14.10.2021: Feldbegehung und Verkostung: Sellerie und Radieschen

16.09.2021: Die Zwiebel 'Dresdener Plattrunde'

30.06.2021: Feldbegehung: Salate, Zwiebel, Knoblauch


Unsere Samengärtner: www.johannishöhe.dewww.dein-hof.dewww.samenbau-nordost.de/oekohof-waldgarten. Außerdem mit dabei: die Alte Gärtnerei von www.ufer-projekte.de


Hinweis: Diese Maßnahme wird mitfinanziert durch Steuermittel auf der Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushaltes.

 

Steckbrief

Erhaltungsprojekt

Mehr Vielfalt und Regionalität beim Bio-Frischgemüse im Großraum Dresden durch Rekultivierung traditioneller Gemüsesorten

Land Sachsen

Projektdauer 2 Jahre, 2022 abgeschlossen


Ein herzliches Dankeschön an unsere Projektsponsoren: