Wir brauchen:
- eine faire Gesetzgebung für Handel und Tausch traditionell gezüchteter Sorten
- angemessene Förderung von Vielfalt in Gärten und auf Äckern
- freie bäuerliche Rechte für Anbauer, das Saatgut ihrer Wahl zu verwenden, selbst Saatgut zu erzeugen und dieses weiterzugeben - egal ob privat oder gewerblich
Wir fordern:
- freien Handel und Tausch von traditionell gezüchteten Sorten - ohne gesetzliche Vorgaben!
- eine Kennzeichnungspflicht für Saatguttütchen: Züchtungsmethoden und Eigentumsrechte müssen auf jeder Tüte transparent gemacht werden. Verbraucher*innen müssen über Gentechnik und Hybridzüchtung informiert werden, um frei entscheiden zu können!
So können Sie aktiv werden:
- Bleiben Sie informiert! Beteiligen Sie sich an Umfragen und Petitionen! Wir informieren Sie gern über unseren Themen-Verteiler. Schreiben Sie an info (at) prospecierara . de mit dem Betreff "Saatgut-Reform".
- Achten sie beim Kauf auf samenfestes, biologisch produziertes Saatgut. Wenn möglich kaufen Sie direkt bei den Erhalter*innen.
- Informieren Sie sich auch über die Aktivitäten von Kornzept, Dreschflegel, Dachverband für Kulturpflanzen und Nutztiervielfalt und Arche Noah!
Zum Hintergrund:
Aktuell wird auf Ebene der EU an einer Veränderung des Saatgutrechts gearbeitet, denn die aktuellen Vorschriften für die Erzeugung und das Inverkehrbringen von Saatgut stammt aus den 1960er Jahren.
Grundpfeiler des Zulassungssystems sind die sogenannten DUS-Kriterien, die für die Sortenbeschreibung herangezogen werden. Die Sorten müssen unterscheidbar (Distinctiveness), homogen (Uniformity) und beständig (Stability) sein. Erst mit einer Zulassung dürfen Pflanzensorten in größerem Maßstab gehandelt werden.
Viele alte Sorten und Landrassen erfüllen diese Kriterien nicht und werden durch die Gesetzgebung auf Tausch, die Abgabe von kleinen Mengen, kleinen Packungen oder die Vermarktung in einer Ursprungsregion (Erhaltungs- und Traditionssorten) beschränkt.
Das bisherige Zulassungssystem ist auf die energie- und ressourcenintensive Landwirtschaft zugeschnitten.
Ein letzter Reformversuch wurde 2015 nach massivem Protest aus der Zivilgesellschaft von der EU gestoppt. Nun gibt es einen neuen Anlauf: Im April 2021 wurden zwei Grundlagenstudien veröffentlicht, die drei Optionen der Weiterentwicklung aufzeigen.
Im Gegensatz zum letzten Reformversuch wurden diesmal die Akteurinnen und Akteure der Saatgutvielfalt mit einbezogen. In den ersten Monaten des Jahres 2022 liefen öffentliche Konsultationen an denen sich auch Dreschflegl, Kornzept, ProSpecieRara und andere Erhalter-Organisationen beteiligten, Ende 2022 soll der neue Gesetzentwurf veröffentlicht werden.
In diesem Jahr werden also die Rahmenbedingungen für die Erhaltungsarbeit in den nächsten Jahrzehnten geschaffen. Es bleibt zu hoffen, dass die EU-Kommission den Veränderungsbedarf anerkennt. Im besten Falle würde die Erhaltungsarbeit und der gesamte Hobbygärtnerbereich vom Saatgutrecht ausgenommen und auch der Tausch von Saatgut zwischen Landwirt:innen in der gesamte EU ermöglicht. Im schlechtesten Fall würde genau das Gegenteil geschehen und ein erneuter weitreichender Protest der Zivilgesellschaft wäre nötig.