Projekt Erhaltungszucht

Erhaltungszucht und Sortenverbesserung zur Rettung von Rote Liste-Sorten sowie zur Verbreiterung des Gemüseangebots im Naturkosthandel

Im eigenen Folientunnel des Projekts Erhaltungszucht

Die „Rote Liste der gefährdeten einheimischen Nutzpflanzen in Deutschland“ macht auf den Verlust der Vielfalt aufmerksam und zeigt uns, von welchen alten Sorten es überhaupt noch Saatgut gibt und wo wir dringend mit unserer Erhaltungsarbeit ansetzen müssen.

In unserem Projekt machen wir uns auf die Suche nach Sorten mit spannenden Eigenschaften und holen diese aus den Gefriertruhen der Genbanken heraus in den Anbau. Welche Frucht schmeckt besonders lecker, welche Pflanze kommt mit Trockenheit zurecht, welche Sorte ist ideal für den Hausgarten und welche Sorte könnte demnächst wieder im Laden angeboten werden?

Unser Ziel ist es, dass nach drei Jahren mindestens neun Sorten für eine Vermarktung über den Handel zur Verfügung stehen und somit wieder ihren Weg finden auf die Felder, in die Läden und auf unsere Teller.

Dafür begutachten und beschreiben wir im Laufe des Projekts über 100 Sorten die möglichst auch auf anderen Wegen wieder genutzt werden sollen: Für die Direktvermarktung, in der solidarischen Landwirtschaft, als Jungpflanze auf unserem Setzlingsmarkt oder als Hausgartensorte in unserem Erhaltungsnetzwerk.

Wir bauen Sorten an von Ackerbohne, Artischocke, Kuhbohne, Melone, Paprika, Schalotte, Schnittkohl, Tomate und Zucchini.

Ein spannender Fund ist z.B. die Zucchini ‘Weißer ohne Ranken‘ oder ‘Weißer Rankenloser‘; sie gilt In der Liste historisch genutzter Gemüse als verschollen da kein Saatgut mehr nachweisbar ist. Es findet sich aber in der Schweiz eine Sorte mit dem Namen `Blanche non coureuse` was übersetzt „Weiße nicht Rankende“ bedeutet. Nur eine historische Abbildung gibt es aus der Bibliothek des Leibniz-Instituts für Gemüse- und Zierpflanzenbau Großbeeren von 1927. Wir haben die Sorte im Rahmen unserer Sichtung angebaut und siehe da, das Blatt zeigt dieselbe feigenblattartige Form, die Früchte sind halblang und cremeweiß wie in den historischen Schilderungen. Es scheint als wäre eine verschollene Sorte wieder aufgetaucht! Es handelt sich um einen sehr ursprünglichen Sortentyp mit gut übers Jahr verteiltem Ertrag; auch größere Früchte behalten eine zarte Schale und schmelzendes Fleisch.

Auf dem Naturgut Hörnle, einem Demeter-Betrieb in Schallstadt-Mengen, nutzen wir seit 2019 zwei Flächen mit insgesamt 0,5 ha für unseren Anbau. Es gibt dort einen Folientunnel für den geschützten Anbau der auch für die Trocknung von Saatgut genutzt werden kann. Zunächst sichten wir alle Sorten und vermehren einige davon um genügend Saatgut zur Verfügung zu haben. Vielversprechende Sorten testen wir im Hinblick auf ihre Eignung für den erwerbsmäßigen Anbau und ihre Vermarktungsmöglichkeiten. Von Beginn an laden wir interessierte Menschen sowie Erzeuger und Vermarkter ein, unseren Anbau und die Sorten kennen zu lernen bei Feldbegehungen und Verkostungen.

Von gefährdeten Sorten ist meist nur noch sehr wenig Saatgut vorhanden. Bevor die Sorte also wieder genutzt werden kann, müssen wir sie vermehren und Saatgut gewinnen. Das kann je nach Art einige Jahre dauern. Um die typischen Merkmale einer Sorte zu erhalten, wählen wir für die Vermehrung gezielt Pflanzen aus die den Sortenmerkmalen entsprechen (Selektion) und die möglichst gesund und robust sind.

Steckbrief

Erhaltungsprojekt

Erhaltunszucht und Saatgutgewinnung; Sortensichtung, on farm-Erhaltung

gefördert durch Deutsche Postcode Lotterie, Software AG Stiftung und Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg

Projektdauer 3 Jahre, 2021 abgeschlossen


Ein herzliches Dankeschön an unsere Projektsponsoren: