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Positionspapier zur Pflanzenzüchtung

Kulturpflanzenvielfalt ist eine wesentliche Grundlage für krisenfeste, gesunde Ernährung für alle und eine Voraussetzung für ökologisch stabile agrarische Ökosysteme. Sie trägt daher wesentlich zur Resilienz der landwirtschaftlichen Produktion und unserer Ernährungssicherheit bei.

ARCHE NOAH, ProSpecieRara D, ProSpecieRara CH, Dezember 2023

Die Entwicklungsfähigkeit der Landwirtschaft ist angewiesen auf die Kulturpflanzenvielfalt. Sie ist eine Ressource für die Züchtung, besitzt für viele Menschen aber auch praktischen, kulturellen oder ästhetischen Wert an sich. Ein zukunftsfähiges Ernährungssystem braucht ein vielfältiges Angebot an Arten und Sorten, die ressourcenschonend angebaut werden können.

In der Sortenlandschaft und den Strategien der aktuellen Pflanzenzüchtung haben ARCHE NOAH und ProSpecieRara gewichtige Schwachstellen ausgemacht, die diesen Anforderungen einer hohen Kulturpflanzenvielfalt entgegenstehen:

  • Konzentration auf wenige Akteure und Kulturarten

  • Finanzierung durch Patente

  • Genetische Verengung

  • Hoher Anteil von Hybriden

  • Zu wenige für den biologischen Anbau geeignete Sorten am Markt

Wir setzen uns für mehr Kulturpflanzenvielfalt in der Landwirtschaft und in Hausgärten ein.

Wir verstehen uns als Anbieter von seltenen Kulturarten und Sorten, und zugleich als Wissensdrehscheiben, Bildungsanbieter und politische Akteure zum Thema Pflanzenzüchtung, mit dem Ziel der Erhöhung der Kulturpflanzenvielfalt durch Züchtung.

Selbst engagieren wir uns mit folgenden Aktivitäten:

  • Erhaltungszüchtung von seltenen Sorten mit landwirtschaftlichen Betrieben und Hausgärtner:innen

  • Charakterisierung unserer Sammlungen und Erhebung ihrer Anbaueignung für den biologischen Anbau

  • Neuzüchtung bei von der modernen Züchtung vernachlässigten Kulturarten und Sortentypen

  • Bewusstseins-(Bildung) und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Sortenerhaltung und Züchtung

  • Verbesserung der politischen Rahmenbedingungen für mehr Vielfalt und Bio in der Züchtung

Wir fordern,

  • dass Gärtner:innen und Landwirt:innen ihre Arbeit zur Erhaltung und Entwicklung der Vielfalt frei ausüben können, und dass sie dabei nicht durch Vorschriften für die Vermarktung von Saatgut für die industrielle Saatgut- und Pflanzenproduktion behindert werden.
  • dass alle Prüfungen im Rahmen der Sortenzulassung (DUS/VCU) auch unter ökologischen und Low-Input- Bedingungen durchgeführt und die DUS/VCU Kriterien für die biologische Züchtung angepasst werden.
  • ein Verbot der Patentierung von Saatgut, wodurch Monopolrechte auf natürliche Merkmale den Zugang und die Nutzung durch Landwirt:innen und Züchter:innen blockieren. Stattdessen sollen die Notifizierungsverfahren für „Vielfaltssorten“ (Amateursorten, Erhaltungssorten, heterogenes Material sowie andere lokal angepasste/anpassungsfähige Sorten) erleichtert werden und angepasste, flexiblere Zulassungskriterien für biologisch gezüchtete Sorten eingeführt werden.
  • den einfachen Zugang zu genetischen Ressourcen im Rahmen des multilateralen Systems der FAO – mit einem gerechten Vorteilsausgleich und einem wirksamen Patentierungsverbot.
  • die Einrichtung und Abwicklung von Förderschienen für biologische Züchtung und Züchtung innerhalb vernachlässigter Kulturarten und Sortentypen, in denen ein relevanter Anteil partizipativen Initiativen zu Gute kommt, so wie auch schon in der Schweiz.

Positionspapier als PDF – Zusammenfassung

Positionspapier als PDF – Langversion

Kurzfilm-Tipp: Warum unsere Kulturpflanzen sind, wie sie sind.

Link zu unserem Projekt: Wie geht Planzenzüchtung im Netzwerk


Von der Europäischen Union finanziert. Die geäußerten Ansichten und Meinungen entsprechen jedoch ausschließlich denen des Autors bzw. der Autoren und spiegeln nicht zwingend die der Europäischen Union oder der OeAD-GmbH wider. Weder die Europäische Union noch die OeAD-GmbH können dafür verantwortlich gemacht werden.“